26 Aug
26Aug


Es war Nacht in New York City. Dank dem nicht zu endenden Dauerregens, der von leichten immer wiederkehrenden kalten Luftzügen begleitet wurde, war der Times Square so gut wie leer gefegt. Mitten in diesem Wetter stand eine Frau gedankenverloren vor der Abgrenzung eines Filmsets. Teilnahmslos, wie ein leerer Körper, hatte sie ihre Arme vor der Brust verschränkt und sah dem Geschehen gleichgültig zu. Nicht einmal die Haarsträhnen, die ihr der Wind alle fünf Sekunden vor die Augen wehte, schienen sie zu stören. Ihre Körperhaltung verriet, dass sie sich von dieser Welt abgeschottet hatte. Augenblicke, in denen man bedrückende Erinnerungen an einen geliebten Menschen urplötzlich vergaß, sollten länger dauern. Das Gefühl, ihren Ex Freund wenn auch nur kurz aus ihren Gedanken ausgeblendet zu haben, tat gut. Diese Trennung musste endlich die letzte zwischen ihnen sein. Das hatte er ihr versichert. Fünf Jahre lang waren sie ein Pärchen mit Höhen und Tiefen gewesen und hatten sich jedes Mal wieder vertragen, unabhängig davon wie schwer sie einander wehgetan hatte. An sich war die Trennung also nichts neues für Neslihan. Aber dieses Mal war es irgendwie anders. So müde und entmutigt wie sie sich fühlte, so träge wirkten die langsamen Bewegungen der Gestalten, die sich auf dem Filmset befanden. Etwas negatives hing in der Luft. Dort musste etwas nicht stimmen. Trotz des Regens, der Kälte und der konstant abnehmenden guten Laune und Energie des Filmteams, war Manuel Simon, der Regisseur und Produzent des Filmes, stur und nicht bereit eine kleine Verschnaufpause einzulegen. Er war fest davon überzeugt, dass ihm dieser Film den langersehnten Durchbruch bringen würde. Genauso erschöpft und doppelt so entmutigt wie der Rest der Filmcrew, ließ sein Ehrgeiz es nicht zu mit dem Dreh aufzuhören. Während Frustration und Aggression in ihm brodelten, saß er auf seinem Regiestuhl, hatte die Augen starr auf den Bildschirm gerichtet und gab den Darstellern den erneuten Befehl, die Szene vom Anfang zu spielen, aber dieses Mal gefühlvoller, leidenschaftlicher, sinnlicher, legte er ihnen ans Herz. Das Wetter, die Stadt, sein derzeitiges Team. Ihm ging diese Situation allmählich tierisch auf den Keks. Es war einer dieser Tage, an denen er sich fragte, wieso er sich für diesen Beruf entschieden hatte. Wenn ihm jetzt noch der Geduldsfaden reißen sollte, dann würde die ganze Anstrengung völlig umsonst gewesen sein. „Mike, bitte bringen Sie mir noch einen Kaffee?“, bat er seinen Assistenten. Der konnte zwar auch nicht mehr helfen, gab jedoch Energie. Er fand es komisch, das sie filmten und filmten und er es irgendwie nicht fühlte. Er fragte sich, was genau nicht stimmte. Denn egal wie oft sie die Szene von Anfang an spielten, es funkte nicht! Er sah, dass alle ihr Bestes gaben, aber das genügt ihm nicht! Wenn er sich das nur ansah! Er grübelte darüber nach, ob vielleicht die Chemie zwischen den beiden Darstellern nicht übereinstimmte. Lag es an Laura, an Paul oder schlicht und einfach daran, dass die Szene nicht den Effekt auslöste, den er sich wünschte? Etwas machte ihn zutiefst unzufrieden. Er spielte mit dem Gedanken es für heute hierbei zu belassen. Er malte sich aus, wie er nach Hause fuhr und einnickte. Vielleicht hatte er Glück und Antwort auf seine Frage würde sich ihm in einem Traum offenbaren. Mit einem Ruck war er aufgestanden, reckte und streckte sich und massierte sich krampfhaft die Schläfen. Wo blieb nur Mike mit seinem Kaffee? Fragte ich sich und hielt Ausschau nach ihm, doch er sah ihn nirgendwo. Er machte ein paar Dehnübungen, um sich abzuspannen. Seine nasse Kappe, die Regenjacke, alles was er an hatte, der Druck, der auf ihm lastete, diese Frustration, die er in sich spürte, kamen ihm wie schwere Gewichte vor, die er auf dem Rücken zu tragen hatte. Er sehnte sich langsam nach seinem Bett. ,,Hier ist Ihr Kaffee, Herr Simon.“, sagte Mike. Er beendete seine Sportübungen und nahm sein Getränk entgegen. „Vielen Dank. Beginnen Sie schon einmal mit dem Aufräumen.“, wies er ihn an und trank ein paar Schlücke von seinem nicht besonders guten Kaffee. Dann begegnete er Lauras aufmerksamen Blicken und sah den Schmollmund, den sie ihm zeigte. Er zwinkerte ihr zu, während er einen weiteren Schluck von meinem Kaffee nahm. Sie war so schön und machte ihren Job gut. Sie gab sich große Mühe und versuchte. Sie hatte eine ausgezeichnete Ausbildung als Schauspielern abgeschlossen und hatte reichlich Erfahrung. Sie war ein gern gesehenes Gesicht in dieser Branche und Paul genauso. Welche Frau konnte schöner, exotischer, ansehnlicher als Laura sein? Sie war ein Goldstück und das wusste er. Und dennoch wurde er dieses bestimmte Gefühl nicht los. Bei all dieser Perfektion, was konnte da nur fehlen? Er trank den Rest des widerlichen Kaffees mit einem Zug hinunter und sah sich in der Umgebung um. Es regnete noch, jedoch nicht mehr ganz so viel wie vor einigen Minuten. Der Wind wehte öfter und stärker. Die bunten Lichter strahlten den Times Square prachtvoll an und verliehen ihm einen außergewöhnlichen Glanz. Lange würde er es nicht mehr aushalten können. Und auf einmal geschah etwas, womit er überhaupt nicht gerechnet hatte. Der Anblick dieser bildhaft schönen Frau, die so gedankenverloren in seine Richtung blickte, von der er nicht einmal wirklich sagen konnte, ob sie ihn ebenfalls ansah oder nicht, verschlug ihm die Sprache und ließ ihn den Ort, die Zeit und die Welt vergessen, in der er war. In ihrer Angeschlagenheit, die sogar aus der unmittelbaren Nähe, in der er sich zu ihr befand, zu sehen war, steckte etwas so anmutiges, so in den Bahn ziehendes, dass er an Göttinnen wie Venus und Aphrodite denken musste. Sie kam ihm wie ein Engel vor, der vom Himmel gefallen oder aus der Welt der Sagen und Mythen gekommen war. Diese unfassbare Sterbliche aus Fleisch und Blut, die so mitgenommen vom Schicksal allein und einsam vor ihm stand, hatte ihn aus seinem gestressten Zustand entrissen. Es kam ihm so vor, als ob eine Macht es gewollt hätte, dass er sie wahrnehmen sollte! Er versuchte sich ihr Gesicht, das so nah und doch so fern war, gut einzuprägen. Wie fürchterlich wäre es gewesen, den Dreh beendet zu haben, nach Hause gegangen zu sein und sie niemals gesehen zu haben! Ihm wurde plötzlich ganz warm in seiner Regenjacke. Diese Wärme erhitzte seinen ganzen Körper. Er musste mit ihr reden! Zuerst wandte er sich zu seinem Team. Hastig wollte er die befreienden Worte loswerden, schließlich war keine Zeit mehr zu verschwenden. Adrenalin strömte durch sein Blut! „Leute, wir machen Schluss für heute! Geht etwas trinken, esst einen Burger, ruht euch aus, damit wir übermorgen weitermachen können, alles klar? Ich entschuldige mich für mein schroffes Verhalten und wünsche euch allen einen schönen Feierabend.“, sagte er und mit diesen Worten löste sich die angespannte Situation. War sie noch da? Ja, Gott sei Dank, da stand sie! Nun musste er aber ruckzuck zu ihr! Jetzt blendete alles und jeden aus. Gleich würde er bei ihr sein. Dann würde es nur noch sie und ihn geben. Ich schlich mich unauffällig wie eine Katze an sie heran. Fantastisch, dass sie nicht einmal merkte, wie er auf sie zukam! „Reiß dich zusammen!“, befahl er sich. „Natürlich merkt sie es nicht! Wer weiß, wo oder schlimmer bei wem, sie mit ihren Gedanken ist!“, ging es ihm durch den Sinn. ,,Entschuldigen Sie?“, fragte er sie höflich. Weder antwortete, noch sah sie ihn an. Manuel betrachtete sie genauer. Sie musste anscheinend geweint haben. Ihre Augen waren rot und angeschwollen. Und dennoch sah sie fabelhaft aus. Ihr Aussehen schien sie überhaupt nicht zu interessieren. Sie musste die Art von Frau sein, die innerlich wie äußerlich zu den Schönsten gehörten. Doch auch ihre innere Schönheit schien unbedeutend für sie zu sein. Sie hatte ihre braunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Die paar Strähnen, die sich vom Zopf gelöst hatten, hingen ihr so sinnlich über dem linken Auge. Er wünschte, sie könnte sehen, wie bezaubernd sie war. Diese strahlende Stern musste geblendet von dem Glauben sein, dass er seinen Glanz verloren hatte. Er spürte es! Sie musste einfach das sein, was ihm fehlte! Das war sein vermisstes Etwas! Diese Begegnung musste ein Zeichen des Universums sein! Der Kosmos hatte gesprochen. Ansonsten hätte er sie gar nicht erst gesehen! Das dachte er sich. Das allein konnte die einzige Erklärung dafür sein. An den Zufall wollte er nicht glauben! „Guten Abend, die Dame, dürfte ich Sie kurz stören?“, versuchte er es erneut. Wie blöd er sich bei diesem Satz vorkam ist leicht zu erahnen. Wann sprach er schon eine wild fremde Frau auf der Straße an! ,,Entschuldigen Sie, mein Herr, aber sagten Sie eben die Dame zu mir?“, fragte sie verwirrt. Bei dem Klang der erhabenen Stimme dieses wunderbaren Engels, blieb ihm für einen Moment der Atem weg. In ihm herrschte absolute, ehrfürchtige Stille. „Hat mich das viele Weinen so alt aussehen lassen?“, fragte sie benommen. „Wie bitte?“, sagte er. Manuel verstand nicht. „Nein! Ähm... Wie meinen Sie das genau?“, fragte er irritiert. „Ich mag es, wenn man mich mit Fräulein anspricht. Dame klingt stockalt.“, erklärte sie. Da lachte er los. Sie sprach wie ein kleines Schulmädchen! Er fand sie sympathisch und warmherzig, als würden sie einander seit langer Zeit kennen. Sie starrte ihn erwartungsvoll an, lächelte komisch, und fing dann an, leicht zu lachen. „Was ist los?“, wollte sie wissen. Er fand seine Stimme wieder. „Tut mir leid, Sie sehen nicht alt aus. Ich wollte Sie nur ansprechen und wusste nicht wie. Das ist alles.“, erklärte er. „Ist in Ordnung. Wissen Sie, ich bin zurzeit überhaupt nicht gut ansprechbar. Ich befinde mich in einer schwierigen Phase, deswegen ist mein Talent im Smalltalk ein bisschen eingerostet.“, gestand sie. Er strahlte sie mit aufmerksamem Blick und lächelndem Mund an. Beunruhigte er sie mit diesem Ausdruck etwa? Sie inspizierte ihn gründlich. Ihre Augenbrauen hatte sie dabei prüfend zusammengezogen. Letztlich sagte sie: ,,Also, ich denke, ich gehe jetzt lieber. Bevor Ihnen Ihr Lächeln noch vergeht.“ , meinte sie. „Nein, warten Sie bitte! Ich wollte Ihnen etwas sagen!“, versuchte er sie aufzuhalten. „Entschulden Sie, aber Sie kennen mich gar nicht. Was können Sie mir denn sagen wollen?“, erwiderte sie. „Also ich bin aus einem bestimmten Grund zu Ihnen gekommen.“, begann er. Sie lauschte seinen Worten, was ihm sehr gefiel und ihn gleichzeitig einschüchterte. „Ich wollte Sie fragen, was Sie von diesem Geschehen, falls Sie überhaupt darauf geachtet haben, halten?“, sagte er. „Meinen Sie die Dreharbeiten auf dem Filmset?“, fragte sie. „Genau!“, antwortete er aufgeregt. „Meine Gedanken waren zeitweise woanders, aber ich finde diesen Beruf sehr spannend.“, verriet sie ihm. „Würden Sie gerne ein Teil davon sein?“, platzte es aus ihm. „Ja.“, antwortete sie automatisch wie ein Roboter. „Ja, ja wieso nicht?“, wiederholte sie. Erstarrte sie fragend an. „Mit dieser schnellen Antwort hatte ich nicht gerechnet. Sie meinen das nicht ernst, oder?“, fragte er verunsichert aber lächelnd nach. „Nein, ich scherze nur.“ Plötzlich lachte sie völlig durchgeknallt, was ihm wirklich gefiel. „Ich glaube ja, dass Sie sich im Augenblick einen Witz mit mir erlauben!“, lachte sie erneut wie vom Wahnsinn berauscht. „Ist es das, was Sie mich fragen wollten?“, wandte sie sich wieder an ihn. „Nicht direkt. Also, wissen Sie, ich bin der Regisseur dieses Filmes und – “, sagte er doch sie schnitt ihm das Wort ab. „Das glaube ich Ihnen sogar, denn Sie kamen tatsächlich von dort!“, scherzte sie. Ihre Heiterkeit war ansteckend. „Ja genau! Aber es läuft nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich habe das Gefühl, dass etwas nicht stimmt und ich komme nicht darauf, was das sein könnte, verstehen Sie?“, fasste er ihr seine Lage zusammen. ,,Das kann ich mir vorstellen. Das muss echt frustrierend sein.“, sagte sie mitfühlend. „Als ich Sie gesehen habe, wollte ich mit Ihnen reden, wissen Sie? Ich finde, dass Sie unbeschreiblich schön sind.“, beichtete er ihr. Daraufhin lachte erneut. Es tat ihm unglaublich gut, ihr beim Lachen zu zusehen. Welche Frau konnte dermaßen bekloppt und liebenswürdig zugleich lachen? Das war die Art des Lachens, das sagte, dass man sich nicht mehr um die Meinung anderer Leute scherte. „Vielen Dank, mein Herr, das ist sehr lieb von Ihnen.“, erwiderte sie mit einer ruhigen Stimme. „Sie scherzen erneut, habe ich recht?“, fragte er heiter. „Nein! Ich glaube Sie scherzen noch mit mir. Trotzdem ist es schön, solch ein Kompliment zu bekommen. Das hatte ich nötig. Nur, sagen Sie mir bitte endlich, was Sie wirklich von mir wollen?“, bat sie ihn. „Ich habe das Gefühl, dass Sie das Knistern, wie soll ich sagen, das Leuchten, mit anderen Worten das Funkeln sind, das mir in meinem Film fehlt. Ich möchte, dass Sie den Platz der jetzigen Hauptdarstellerin in meinem Film einnehmen!“, verriet er ihr seinen Vorschlag begeistert. ,,Das kann nicht Ihr Ernst sein?“, sagte sie ungläubig. „Ist es aber! Ich scherze nicht!“, entgegnete er augenblicklich. Ihre liebenswürdigen, großen hellbraunen Augen starrten sie aufmerksam an. ,,Genau dieses Feuer, liebes Fräulein, brauche ich in meinem Film! Die anderen Frauen haben es nicht! Sie sind nicht hypnotisierend.“, sprach er voller Leidenschaft. „Machen Sie mir dieses Angebot nur deswegen? Nur weil Sie mich schön finden?‘‘, fragt sie und wartete auf seine Antwort. ,,Falls das die einzig wichtige Voraussetzung ist, um von einem Regisseur ein Angebot zu bekommen, dann lasse ich es lieber sein. Denn Schönheit ist vergänglich. Man sollte sich nicht darauf verlassen.“, meinte sie. Am liebsten hätte er ihre Hand gefasst. „Sie haben absolut Recht. Doch ich vertraue hier lediglich auf mein Gefühl. Ich bin untröstlich aber, ja, es stimmt, in erster Linie habe ich Sie wegen Ihrer Schönheit angesprochen. Doch ich hege die unerklärliche Hoffnung in mir, dass Sie all das haben, wonach ich mich sehne.“, teilte er ihr mit. Sie antwortete nicht. „Ich meine es ernst, mein Fräulein. Ich weiß, dass ich nichts von Ihnen verlangen kann, aber ich würde Sie nur zu gerne in diesem Film dabeihaben. Bitte versprechen Sie mir, dass Sie sich mein Angebot gründlich durch den Kopf gehen lassen werden?“, bat er sie aufrichtig. „Einverstanden.“, antwortete sie gewissenhaft. „Egal wie Sie sich entscheiden werden, teilen Sie mir Ihren Beschluss mit. Falls Sie ja sagen sollten, könnten wir uns treffen oder ich könnte Sie abholen? Hier, vorsichtshalber gebe ich Ihnen meine Karte. Denken Sie in Ruhe darüber nach.“, unterstrich er seine Worte. Sie wirkte verunsichert. „Ich würde mich über einen Anruf von Ihnen sehr freuen. Ehrlich, ich hoffe sehr, dass Sie zusagen werden.“, ließ er sie wissen. Sie lauschte wie ein braves Kind. „Ich bitte Sie, mir zu glauben.“, betonte er ehrlich. „Ich glaube Ihnen. Nun, sollte ich aber gehen.“, meinte sie und warf einen Blick auf seine Karte: „Mr. Simon?“ „Nennen Sie mich Manuel.“, wies er sie lächelnd an. „Manuel.“, sprach sie seinen Namen nachdenklich aus, so als hatte er eine unerklärliche Bedeutung für sie. „Nein, ich bleibe lieber bei Mr. Simon.“, entschied sie sich. „Wie Sie möchten.“, sagte er entspannt. „Ich bin mir irgendwie sicher, dass ich Sie nicht anrufen werde.“, entgegnete sie. Diese Antwort machte ihn traurig. „Dann danke ich Ihnen dennoch für dieses außergewöhnliche Gespräch.“, antwortete er. „Ich danke ebenfalls.“, sagte sie mit ernster Miene. „Auf Wiedersehen.“, fügte sie hinzu. Die unerwartete Begegnung mit ihm hatte sie aufgewühlt. Bis sie den Fuß auf die erste Treppe gesetzt hatte, die zur Subway Station führte, sah er ihr nach. ,,Mein Fräulein?“, rief er ihr auf einmal hektisch nach. Im selben Moment blieb sie abrupt stehen, als ob sie auf diesen Ruf gewartet hätte. Er rannte zu ihr. „Vor lauter Aufregung habe ich vergessen, Sie nach Ihrem Namen zu fragen?“, sagte er nach Atem ringend. ,,Ich heiße Neslihan.“, verriet sie ihm ihren Namen. Wie sie diesen ausgesprochen hatte, erzeugte bei ihm einen seltsamen Eindruck. Das war ein exotischer Name, der für ihn durch und durch unbekannten war. Der Klang des Namens hatte ihn in eine andere Welt versetzt. Er konnte nichts erwidern, denn ehe er dies hätte tun können, tauchte sie in die Subway Station ab und ließ eine riesige Leere, voller unbeantworteter Fragen hinter sich. Alles um ihn herum war verschwunden. Für ihn gab es nur noch sie. Sie hatte sich weder umgedreht noch Adieu gesagt. Bedeutete das, dass sie einander wiedersehen würden? Wie sie ihn angesehen, angesprochen und gelacht hatte, wie sie sich bewegt und ihren Namen gesagt hatte, würde er niemals vergessen. Auch wenn sie nein sagen oder sich gar nicht melden sollte, war er unendlich glücklich und dankbar, sie getroffen und sich mit ihr unterhalten zu haben.

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